Katja Blechschmidt: Ein Leben für die Kunst
Frühe erste Schritte
Die Reichenbacher Künstlerin Katja Blechschmidt entdeckte bereits in früher Jugend ihre Leidenschaft für das Zeichnen und die bildende Kunst, so dass sie schon mit 12 Jahren Mitglied im Grafik Zirkel in Wilkau-Haßlau unter der Leitung des bekannten deutschen Grafikers Klaus Matthäi wurde. Diese frühe Zeit war prägend für ihren künstlerischen Werdegang. Sie begann (zunächst eher unfreiwillig), verschiedene Perspektiven von Licht- und Schattenmodellen zu zeichnen – eine Übung, die sie in der Handwerkskunst des Zeichnens schulte und ihr ein tiefes Verständnis für Bildaufbau, Licht und Schatten vermittelte. Die unerwartete Beendigung des Zirkels durch den Tod von Klaus Matthäi markierte jedoch ein abruptes Ende dieser intensiven Lernphase.
Nach der Wende verschoben sich zunächst Blechschmidts Prioritäten. Obwohl ihre Liebe zur Kunst nie erlosch, begann sie eine Ausbildung zur Buchbinderin, bevor sie als Werbekauffrau und Computergrafikerin eine neue berufliche Richtung einschlug. Ab 1995 arbeitete sie als technische Illustratorin bei einem Automobilentwickler – eine Tätigkeit, die ihr einerseits technische Präzision und Genauigkeit abverlangte, andererseits jedoch ihre künstlerischen Bestrebungen in den Hintergrund rückte. Erst die Corona-Pandemie markierte einen Wendepunkt: Sie nutzte die Zeit, um ihre künstlerischen Ambitionen wieder zu beleben und die eigene Kunst neu zu definieren.
Fokus auf künstlerische Grafik
Katja Blechschmidts bevorzugte Arbeitsmethoden sind der Linolschnitt im mehrfarbigen Druckverfahren und die Radierung. Besonders der Linolschnitt, bei dem sie mit der verlorenen Form arbeitet (d.h., die Druckplatte während der schrittweisen Herstellung des Druckes immer weiterbearbeitet und kann im Anschluss nicht mehr verwendet werden) verlangt ein hohes Maß an Planung und Präzision. Diese Technik unterstützt Blechschmidts künstlerische Vision, indem sie ihr erlaubt, Licht und Schatten sowie Form und Farbe genau zu kontrollieren. Sie beschreibt den Prozess als eine Mischung aus spontaner Gedankenmalerei und durchdachter Umsetzung: „Spannend ist, wenn ich den geplanten Weg bei der Umsetzung verlasse, andere Möglichkeiten sehe und diese dann spontan beim Schneiden umsetze.“
Der kreative Prozess des Linolschnitts ist für die Grafikerin ein Dialog zwischen Planung und Improvisation. Da das Plattenmaterial unwiederbringlich ist, müssen alle Schritte genau überlegt werden, was ihren Werken eine einzigartige Tiefe und eine beeindruckende Präzision verleiht. Im Gegensatz dazu bietet die Radierung, eine Technik, die ihr ebenfalls künstlerisch aktiver Ehemann Chris Blechschmidt ihr nahegebracht hat, mehr spontane Freiheit. Hier geht es um das intuitive Erforschen der Linien und Formen, ähnlich wie bei einer Handzeichnung, die in den Momenten ihrer Entstehung ihre Richtung findet.
Übersetzung der Gedankenwelt in eine grafische Bildsprache
Inspiration findet Katja Blechschmidt in vielen Quellen – von den alltäglichen Dingen, die sie umgeben, bis hin zur Kunst selbst. Besonders Musik und lyrische Texte üben einen starken Einfluss auf ihre Arbeit aus. Sie schöpft aus dem "überbordenden Schatz der Literatur" und nennt insbesondere deutschsprachige Texte als Inspirationsquelle.
Die Werke von Musikern und Dichtern wie den "Einstürzenden Neubauten" mit ihren oft kryptischen und lyrischen Texten, Gerhard Guntermann, Tamara Danz, Tokotronik, Else Lasker-Schüler, Eva Strittmatter und Bertolt Brecht inspirieren sie zu neuen Arbeiten. Diese Texte dienen ihr als Reflexionsfläche, als Anregung für neue Ideen und als Auslöser für ihre grafischen Werke, die ihre Gedankenwelt auf spannende Weise illustrieren.
Sie faszinieren schräge Perspektiven, Weitwinkelaufnahmen sowie das Spiel von Licht und Schatten - Elemente, die in ihre Arbeiten einfließen und eine visuelle Dynamik schaffen, die den Betrachter immer wieder neu fordert. Für sie ist Kunst mehr als nur die Darstellung schöner Formen: Sie sieht Kunst als ein Mittel, Gedanken und Gefühle zu transportieren. „Kunst sollte nicht nur gefallen, im besten Fall entsteht eine Konversation, eine Auseinandersetzung, eine Möglichkeit, etwas Neues entstehen zu lassen“, beschreibt sie ihre Herangehensweise.
Emotionale und intellektuelle Tiefe
Katja Blechschmidts Arbeiten zeichnen sich durch eine dynamische Farb- und Formensprache aus, die eine Brücke zwischen traditionellen und modernen Kunststilen schlägt. Die gezielte Verwendung von kräftigen, kontrastreichen Farben wie Rot, Blau und Gelb bringt lebendige Energie in viele ihre Arbeiten und schafft starke visuelle Eindrücke. Diese Farbwahl ist nicht nur dekorativ, sondern unterstützt die emotionale Tiefe der Werke, indem sie beim Betrachter Gefühle wie Leidenschaft, Ruhe oder Spannung evoziert.
Die klaren, kräftigen Linien ihrer Arbeiten betonen sowohl die Bewegung als auch die Kontur der dargestellten Figuren, sie dienen dabei nicht nur der bloßen Definition von Formen, sondern auch zur Erzeugung von Bewegung und Rhythmus innerhalb der Komposition. Diese Technik erinnert an die expressionistische Tradition, die durch emotionale Intensität und starke, gestische Linienführung geprägt ist. Gleichzeitig verleihen die geometrischen und oft fragmentierten Darstellungen ihrer Figuren den Arbeiten eine kubistische Note. Diese Kombination aus expressiven und strukturierten Elementen macht ihre Werke sowohl dynamisch als auch geordnet.
Durch die geschickte Balance zwischen Bewegung und Ruhe in der Bildkomposition gelingt es Blechschmidt, den Betrachter in ihre Bilder hineinzuziehen. Ihre Verwendung von Positiv- und Negativflächen, bei denen der Hintergrund oft genauso bedeutungsvoll ist wie die Hauptmotive, unterstreicht ein tiefes Verständnis für Raum und Tiefe. Diese Technik erzeugt eine spannende Interaktion zwischen Vorder- und Hintergrund, was die Aufmerksamkeit des Betrachters fesselt und ihn zur Entschlüsselung der Bildinhalte einlädt. Ihre Arbeiten werden oft als intellektuell und emotional anspruchsvoll wahrgenommen und bieten dem Betrachter verschiedene Ebenen der Interpretation, von der visuellen Ästhetik bis hin zur philosophischen Reflexion über die menschliche Existenz.
Tradition trifft Moderne
Katja Blechschmidts Stil lässt sich als eine moderne Interpretation klassischer Techniken verstehen. Während ihre Verwendung des Linolschnitts und der Radierung auf traditionsreiche Drucktechniken zurückgeht, kombiniert sie diese mit einer zeitgenössischen Herangehensweise, die sich durch eine spontane und zugleich sehr durchdachte Umsetzung auszeichnet. Ihre Arbeiten zeigen eine gewisse Nähe zum magischen Realismus, eine Kunstströmung, die Realität und Fiktion miteinander verschmilzt, um tiefere Wahrheiten zu erforschen.
Ihr Werk könnte man auch als ein "Brückenbauen" zwischen Tradition und Moderne beschreiben – sie schafft eine Verbindung zwischen der strukturierten, technisch anspruchsvollen Welt der klassischen Drucktechniken und einer modernen, oft experimentellen Bildsprache, wie sie in der Gegenwartskunst omnipräsent ist.
Blick in eine spannende Zukunft
Bereits in kurzer Zeit hat sich Katja Blechschmidt erfolgreich in der künstlerischen Landschaft positioniert und als Künstlerin überregionale Bekanntheit und Anerkennung erlangt.
Sie lebt und arbeitet in Reichenbach und ist Teil einer kreativen Gemeinschaft, die sie fortwährend inspiriert und herausfordert. Ihre Kunst ist geprägt von einer ständigen Suche nach neuen Ausdrucksmöglichkeiten, und sie bleibt neugierig auf die unerschlossenen Wege, die die Kunst noch vor ihr liegen hat.
Ihre Werke sind mehr als nur Kunstwerke; sie sind Ausdruck einer tiefen inneren Auseinandersetzung mit der Welt und dem Leben. Die Zukunftspläne der Kunstschaffenden sind offen, doch es scheint gewiss: Sie wird weiter daran arbeiten, ihre Gedanken und Gefühle in Bilder zu übersetzen und den Betrachter zur Reflexion und Auseinandersetzung zu bewegen.
Wir sehen ihrem weiteren Werdegang mit Spannung entgegen und laden Sie dazu ein, sich auf ihre tiefsinnigen und zugleich mystischen Inszenierungen einer alternativen Realität einzulassen!
Ausstellungen
2024: Aufnahme ins Portfolio der Neuen Galerie Dresden
2023: “Was ist ist” mit Chris Blechschmidt, Neuberinhaus Reichenbach/Kunsthalle Vogtland
2022: Hundert sächsische Grafiken, Neue sächsische Galerie Chemnitz
2022: Hundert sächsische Grafiken, Galerie im Malzhaus Plauen
2022: Hundert sächsische Grafiken, Museum für Druckkunst Leipzig