Das i-Tüpfelchen zum Glück - ein Kunstmärchen
Von einem der auszog, das perfekte Gemälde zu finden. Inspiriert von wahren Begebenheiten.
Es war einmal ein junger Mensch, der seit frühester Kindheit gelernt hatte, stets die richtigen Entscheidungen zu treffen. Er entschied sich für die richtige Schule (gut, das entschieden noch seine Eltern), für das richtige Gymnasium (auch da hatten Mutter und Vater noch ihre Hände mit im Spiel) und schließlich für die richtige Universität.
Auch in allen anderen Bereichen seines noch jungen Lebens hatte er das Talent, sich immer für den richtigen Weg entscheiden zu können. Nach dem er bei seinen Eltern auszog, fand er die perfekte Junggesellenwohnung, eine lichtdurchflutete Dachgeschosswohnung mit einem fantastischen Blick auf die Stadt. Gut, im Sommer war es bisweilen etwas heiß - aber das nahm er gerne in Kauf.
Seine Freunde bewunderten seine Fähigkeit, immer das richtige zu tun! Auch er selbst war ein glücklicher junger Mann, dem es an nichts fehlte. Fast. Denn immer, wenn er sein wundervolles Heim betrat, war ihm so, als würde noch etwas zum endgültigen Glück fehlen. War es die Frau seines Lebens? Instinktiv wusste er, dass dies in diesem Abschnitt seines Lebens noch nicht sein konnte. Was war es also?
Eines Tages, er war allein in einer fremden Stadt unterwegs, kam er an einer Kunstgalerie vorbei. Da er sein ganzes junges Leben schon neugierig war, aber bislang noch nie wirklich mit bildender Kunst in Berührung gekommen war, betrat er kurzentschlossen die Ausstellungsräume. Ehe er es sich versehen konnte, hatten ihn die Bilder gepackt - sie entführten ihn regelrecht aus der Realität und er verlor sich in der Farbenpracht und in den mal spannenden, mal geheimnisvollen Geschichten, die der Künstler auf den Leinwänden seiner Bilder virtuos inszeniert hatte. Und da war sie, die Erkenntnis: Das war es, das Pünktchen auf dem "i", welches noch in seinem Leben fehlte! Schnell kam er mit dem Galeristen, einem freundlichen, älteren Herrn ins Gespräch, der ihm spannende und interessante Details zur aktuellen Ausstellung erzählte.
Ganz besonders interessierte sich unser Glückspilz aber für ein Gemälde, dass nicht nur besonders farbprächtig inszeniert war, sondern ihn auch über alle Maßen fesselte, da es regelrecht eine Geschichte zu erzählen schien, die ihn sehr inspirierte. "Was soll denn dieses Bild kosten?" fragte er den Galeristen, der ihm den Preis gerne nannte. Es war natürlich nicht billig, aber für unseren Helden, der zwar noch studierte, sich aber für einen einträglichen Studentenjob entschieden hatte (Er hatte ja das Glück, immer die richtigen Entscheidungen zu treffen!), noch bezahlbar. Auch wäre es möglich, ihm das Gemälde an seine Adresse zu senden - denn direkt mitnehmen konnte er das sehr große Kunstwerk nicht.
Fast hätte er den Kauf sofort getätigt, hätte er sich nicht daran erinnert, dass er vor allen Dingen auch deswegen immer Glück bei seinen Entscheidungen hatte, weil er diese stets wohl durchdachte! Also machte er, mit der Erlaubnis des Inhabers, ein Foto, schrieb sich die Maße auf und verabschiedete sich von dem sympathischen Galerieinhaber. "Ich werde, wenn ich wieder zuhause bin, alles ausmessen, eine Nacht darüber schlafen, und melde mich bis Ende der Woche wieder!" kündigte er an und war sich ganz sicher, dies ebenso zu tun.
Gesagt getan. Als er wieder in seiner Wohnung war, die zwar fast perfekt war - aber eben leere Wände hatte, begann er, alles auszumessen und die Farben der bereits vorhandenen Einrichtung mit jenen des Bildes zu vergleichen. Und es kam, wie es kommen musste: Die Größe des Werkes war nicht ideal! Schweren Herzens teilte er dem freundlichen Galerieinhaber mit, dass es nun doch nicht zu dem geplanten Kauf kommen würde. Er war zwar nun etwas traurig, da ihm dieses Werk wirklich gut gefallen hatte, aber trotzdem froh, dass er sich nicht überstürzt für etwas entschieden hatte, was nicht perfekt war.
In den nächsten Wochen und Monaten, was sage ich, Jahren besuchte unser Kunstliebhaber in spe viele Galerien und Kunsthäuser, um sein persönliches Kunstwerk zu finden. Aber es sollte nicht sein. Immer, wenn ihn eins ansprach, das ihm gefiel, passte irgendetwas nicht. Mal waren es die Farben, die nicht optimal zur Lieblingsvase passten, mal war es das Format, mal war es etwas, was seiner Verlobten nicht gefiel.
Richtig: Er hatte nach nicht ganz so langer Suche sein Glück in der Liebe gefunden und ging nicht mehr allein durchs Leben! Aus dem Eheversprechen wurde ein Schwur und bald darauf folgte die Geburt des ersten Kindes, dem noch zwei weitere folgten. Sie wurden eine glückliche Familie - und doch fehlte immer noch das Tüpfelchen auf dem "i" - denn die Wände des mittlerweile gebauten Hauses waren immer noch leer...
Da stand er nun: aus dem jungen Menschen, dem in seinem Leben immer die Perfektion gelang, war ein gereifter, erfolgreicher und glücklicher Familienvater geworden. Immer noch traf er die richtigen Entscheidungen, seine Kinder gingen auf die perfekte Schule, mit seiner Arbeit lebte er seinen Traum und war erfolgreich und es gelang ihm sogar, eine wundervolle Ehe zu führen - und das schon seit über 15 Jahren! Wobei, bei letzterem Punkt hatte die Frau an seiner Seite maßgeblichen Anteil - aber das ist eine andere Geschichte.
Doch die Wände in Ihrem schönen Haus, welches sie sich gebaut hatten und in dem sie nun seit einigen Jahren wohnten, waren genau so leer wie jene seiner Junggesellenwohnung vor langer Zeit.
Immer noch suchte er nach dem perfekten Gemälde, nun auch noch mit der Hilfe seiner Frau und seit einigen Jahren gaben auch die Kinder ihre Meinung zum Besten, wenn mal wieder ein Kunstwerk in die engere Wahl kam. Allein, nie kam es dazu, dass sich alle einig waren, nie konnte unser Held sich sicher sein, nun endlich das perfekte Bild gefunden zu haben. Es kam, wie es kommen musste, er wurde mit der Zeit immer unschlüssiger und unentschlossener und befürchtete gar, dass die Zeiten, in denen er perfekte Entscheidungen getroffen hatte, langsam dem Ende zugingen.
Eines Tages, die Hoffnung auf ein inspirierendes Werk war nur noch ein schwaches Leuchten am Horizont einer seit vielen Jahren andauernden Suche, entdeckte er die Arbeiten eines Künstlers, den er bislang nicht kannte. In kräftigen und strahlenden Farben entwarf dieser meisterhafte Maler Bilder, die gekonnt zwischen abstrakter Unbestimmtheit und gegenständlicher Darstellung von Architektur und Menschen eine Brücke schlugen.
Sowohl er als auch seine Familie waren sofort fasziniert von den Bildern, die sie aber zunächst nur im Internet anschauen konnten. Der Ausstellungsort befand sich eine halbe Tagesreise entfernt, so dass beschlossen wurde, kurzerhand eine kurze Reise in die im Südosten des Landes befindliche Galerie anzutreten.
In der fremden Stadt angekommen, fanden sie schnell den Weg zu der Galerie, die sich ganz unscheinbar in einem nichtssagenden Gebäude befand - fast wären sie daran vorbeigelaufen! Sofort waren alle in den Bann der ausgestellten Gemälde gezogen. Auch jene des unbekannten Künstlers waren mit dabei, und eins davon schien tatsächlich das solange ersehnte und gesuchte i-Tüpfelchen auf dem Glück des Mannes und nun auch seiner Familie zu sein! Aus dem Hintergrund der Galerie näherte sich nun ein freundlicher Herr in seinen besten Jahren, der sie schon eine Weile bei ihrer Besichtigung der Kunstausstellung beobachtet hatte. Er sprach sie an...
Fortsetzung folgt!
Das i-Tüpfelchen zum Glück - ein Kunstmärchen
Von einem der auszog, das perfekte Gemälde zu finden. Inspiriert von wahren Begebenheiten. Es war einmal ein junger Mensch, der seit frühester...
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Von einem der auszog, das perfekte Gemälde zu finden. Inspiriert von wahren Begebenheiten.
Es war einmal ein junger Mensch, der seit frühester Kindheit gelernt hatte, stets die richtigen Entscheidungen zu treffen. Er entschied sich für die richtige Schule (gut, das entschieden noch seine Eltern), für das richtige Gymnasium (auch da hatten Mutter und Vater noch ihre Hände mit im Spiel) und schließlich für die richtige Universität.
Auch in allen anderen Bereichen seines noch jungen Lebens hatte er das Talent, sich immer für den richtigen Weg entscheiden zu können. Nach dem er bei seinen Eltern auszog, fand er die perfekte Junggesellenwohnung, eine lichtdurchflutete Dachgeschosswohnung mit einem fantastischen Blick auf die Stadt. Gut, im Sommer war es bisweilen etwas heiß - aber das nahm er gerne in Kauf.
Seine Freunde bewunderten seine Fähigkeit, immer das richtige zu tun! Auch er selbst war ein glücklicher junger Mann, dem es an nichts fehlte. Fast. Denn immer, wenn er sein wundervolles Heim betrat, war ihm so, als würde noch etwas zum endgültigen Glück fehlen. War es die Frau seines Lebens? Instinktiv wusste er, dass dies in diesem Abschnitt seines Lebens noch nicht sein konnte. Was war es also?
Eines Tages, er war allein in einer fremden Stadt unterwegs, kam er an einer Kunstgalerie vorbei. Da er sein ganzes junges Leben schon neugierig war, aber bislang noch nie wirklich mit bildender Kunst in Berührung gekommen war, betrat er kurzentschlossen die Ausstellungsräume. Ehe er es sich versehen konnte, hatten ihn die Bilder gepackt - sie entführten ihn regelrecht aus der Realität und er verlor sich in der Farbenpracht und in den mal spannenden, mal geheimnisvollen Geschichten, die der Künstler auf den Leinwänden seiner Bilder virtuos inszeniert hatte. Und da war sie, die Erkenntnis: Das war es, das Pünktchen auf dem "i", welches noch in seinem Leben fehlte! Schnell kam er mit dem Galeristen, einem freundlichen, älteren Herrn ins Gespräch, der ihm spannende und interessante Details zur aktuellen Ausstellung erzählte.
Ganz besonders interessierte sich unser Glückspilz aber für ein Gemälde, dass nicht nur besonders farbprächtig inszeniert war, sondern ihn auch über alle Maßen fesselte, da es regelrecht eine Geschichte zu erzählen schien, die ihn sehr inspirierte. "Was soll denn dieses Bild kosten?" fragte er den Galeristen, der ihm den Preis gerne nannte. Es war natürlich nicht billig, aber für unseren Helden, der zwar noch studierte, sich aber für einen einträglichen Studentenjob entschieden hatte (Er hatte ja das Glück, immer die richtigen Entscheidungen zu treffen!), noch bezahlbar. Auch wäre es möglich, ihm das Gemälde an seine Adresse zu senden - denn direkt mitnehmen konnte er das sehr große Kunstwerk nicht.
Fast hätte er den Kauf sofort getätigt, hätte er sich nicht daran erinnert, dass er vor allen Dingen auch deswegen immer Glück bei seinen Entscheidungen hatte, weil er diese stets wohl durchdachte! Also machte er, mit der Erlaubnis des Inhabers, ein Foto, schrieb sich die Maße auf und verabschiedete sich von dem sympathischen Galerieinhaber. "Ich werde, wenn ich wieder zuhause bin, alles ausmessen, eine Nacht darüber schlafen, und melde mich bis Ende der Woche wieder!" kündigte er an und war sich ganz sicher, dies ebenso zu tun.
Gesagt getan. Als er wieder in seiner Wohnung war, die zwar fast perfekt war - aber eben leere Wände hatte, begann er, alles auszumessen und die Farben der bereits vorhandenen Einrichtung mit jenen des Bildes zu vergleichen. Und es kam, wie es kommen musste: Die Größe des Werkes war nicht ideal! Schweren Herzens teilte er dem freundlichen Galerieinhaber mit, dass es nun doch nicht zu dem geplanten Kauf kommen würde. Er war zwar nun etwas traurig, da ihm dieses Werk wirklich gut gefallen hatte, aber trotzdem froh, dass er sich nicht überstürzt für etwas entschieden hatte, was nicht perfekt war.
In den nächsten Wochen und Monaten, was sage ich, Jahren besuchte unser Kunstliebhaber in spe viele Galerien und Kunsthäuser, um sein persönliches Kunstwerk zu finden. Aber es sollte nicht sein. Immer, wenn ihn eins ansprach, das ihm gefiel, passte irgendetwas nicht. Mal waren es die Farben, die nicht optimal zur Lieblingsvase passten, mal war es das Format, mal war es etwas, was seiner Verlobten nicht gefiel.
Richtig: Er hatte nach nicht ganz so langer Suche sein Glück in der Liebe gefunden und ging nicht mehr allein durchs Leben! Aus dem Eheversprechen wurde ein Schwur und bald darauf folgte die Geburt des ersten Kindes, dem noch zwei weitere folgten. Sie wurden eine glückliche Familie - und doch fehlte immer noch das Tüpfelchen auf dem "i" - denn die Wände des mittlerweile gebauten Hauses waren immer noch leer...
Da stand er nun: aus dem jungen Menschen, dem in seinem Leben immer die Perfektion gelang, war ein gereifter, erfolgreicher und glücklicher Familienvater geworden. Immer noch traf er die richtigen Entscheidungen, seine Kinder gingen auf die perfekte Schule, mit seiner Arbeit lebte er seinen Traum und war erfolgreich und es gelang ihm sogar, eine wundervolle Ehe zu führen - und das schon seit über 15 Jahren! Wobei, bei letzterem Punkt hatte die Frau an seiner Seite maßgeblichen Anteil - aber das ist eine andere Geschichte.
Doch die Wände in Ihrem schönen Haus, welches sie sich gebaut hatten und in dem sie nun seit einigen Jahren wohnten, waren genau so leer wie jene seiner Junggesellenwohnung vor langer Zeit.
Immer noch suchte er nach dem perfekten Gemälde, nun auch noch mit der Hilfe seiner Frau und seit einigen Jahren gaben auch die Kinder ihre Meinung zum Besten, wenn mal wieder ein Kunstwerk in die engere Wahl kam. Allein, nie kam es dazu, dass sich alle einig waren, nie konnte unser Held sich sicher sein, nun endlich das perfekte Bild gefunden zu haben. Es kam, wie es kommen musste, er wurde mit der Zeit immer unschlüssiger und unentschlossener und befürchtete gar, dass die Zeiten, in denen er perfekte Entscheidungen getroffen hatte, langsam dem Ende zugingen.
Eines Tages, die Hoffnung auf ein inspirierendes Werk war nur noch ein schwaches Leuchten am Horizont einer seit vielen Jahren andauernden Suche, entdeckte er die Arbeiten eines Künstlers, den er bislang nicht kannte. In kräftigen und strahlenden Farben entwarf dieser meisterhafte Maler Bilder, die gekonnt zwischen abstrakter Unbestimmtheit und gegenständlicher Darstellung von Architektur und Menschen eine Brücke schlugen.
Sowohl er als auch seine Familie waren sofort fasziniert von den Bildern, die sie aber zunächst nur im Internet anschauen konnten. Der Ausstellungsort befand sich eine halbe Tagesreise entfernt, so dass beschlossen wurde, kurzerhand eine kurze Reise in die im Südosten des Landes befindliche Galerie anzutreten.
In der fremden Stadt angekommen, fanden sie schnell den Weg zu der Galerie, die sich ganz unscheinbar in einem nichtssagenden Gebäude befand - fast wären sie daran vorbeigelaufen! Sofort waren alle in den Bann der ausgestellten Gemälde gezogen. Auch jene des unbekannten Künstlers waren mit dabei, und eins davon schien tatsächlich das solange ersehnte und gesuchte i-Tüpfelchen auf dem Glück des Mannes und nun auch seiner Familie zu sein! Aus dem Hintergrund der Galerie näherte sich nun ein freundlicher Herr in seinen besten Jahren, der sie schon eine Weile bei ihrer Besichtigung der Kunstausstellung beobachtet hatte. Er sprach sie an...
Fortsetzung folgt!